CSR und Unternehmensdemokratie – geht das?

CSR (Corporate Social Responsibility) und Unternehmensdemokratie. Kann man das zusammen denken, bzw. ergänzen sich diese Themen, so dass beide beschleunigt umgesetzt werden könnten? Und könnte ein Unternehmen, dass beide Themen umgesetzt hat, von deren Wechselwirkung profitieren? Wenn ich CSR sage, meine ich nicht die Unternehmen, die sich CSR als PR-Fähnchen um den Hals hängen und somit zum Greenwashing-Effekt verkommen lassen. Nein, ich meine Unternehmen, die ernsthaft CSR umsetzen:  ethisch wirtschaften, sich verantwortungsvoll für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen, sich in sozialen Projekten engagieren und ihre Mitarbeitenden als Menschen wirklich wertschätzen und auf Augenhöhe zusammenarbeiten.

Haben demokratische Unternehmen auch eine CSR-Strategie?

Um herauszufinden, ob Unternehmen schon beide Themen besetzen, habe ich einmal „CSR und Unternehmensdemokratie“ gegoogelt. Mit wenig Erfolg. Offensichtlich ist die Verbindung zwischen beiden Themen noch nicht sichtbar. Bei zweien der Unternehmen aus „Alle Macht für Niemand“ habe ich beispielhaft mal nachgeschaut, aber auch hier Fehlanzeige. Bei haufe umantis klingt die Verbindung ganz leise an: Man nennt das Wort „Nachhaltigkeit“ und meint damit den Versand mit „GoGreen“ sowie Photovoltaik und Energieeinsparungen. Das Thema Unternehmensdemokratie hat einen separaten Platz unter „Haufe Vision“. Die Autowelt Hoppmann deckt den Bereich „Soziales“ in der CSR-Logik nahezu perfekt mit dem Hoppmann-Mitbestimmungsmodell ab. Die Hoppmann Stiftung trägt die Philosophie des Unternehmens mit „Demokratie im Alltag“ und „Erfahrungsfeld schön und gut“ in die Gesellschaft – Chapeau! Die Bereiche Umwelt/Energie und ethisch Wirtschaften im CSR-Kontext werden bei Hoppmann nicht angesprochen.
Soweit meine Wahrnehmung von dem, was sich mir oberflächlich präsentiert. Diese Beobachtung ist nicht als Vorwurf zu verstehen. Im Gegenteil, die Themen CSR und Unternehmensdemokratie sind so groß und so langfristig angelegt, dass es vermessen wäre, aktuell ein perfektes Ergebnis zu erwarten. Daher gebührt beiden Firmen Respekt, dass sie schon so gut unterwegs sind.

Die Schnittmenge von CSR und Unternehmensdemokratie heißt „Soziales“

Was ich aber hier anstoßen möchte, ist ein Nachdenken über die Kombination beider Themen. Denn dass sie für ein zukunftsfähiges Unternehmen zusammengehören, steht für mich außer Frage. Zwischen beiden Themen besteht bereits eine Schnittmenge – und zwar der Bereich „Soziales“. Unternehmen, die Unternehmensdemokratie praktizieren, haben schon einen Teil CSR umgesetzt und Unternehmen, die CSR praktizieren, haben demokratische Ansätze in ihrer Strategie.
Beide Themen zusammengedacht könnten sich gegenseitig beschleunigen und für mehr Ideen und langfristigen Erfolg sorgen.

Agiles „CSR-Movement“ statt fester CSR-ManagerInnen

Eine erfolgreiche CSR-Strategie kann nur ernsthaft betrieben werden, wenn sie durch die Zustimmung und Motivation aller Mitarbeitenden getragen wird. Dies ist leider in vielen Unternehmen keine Realität. Dafür gibt es sehr vielfältige und teilweise sehr komplexe Ursachen, eine davon ist, dass die Strategie hierarchisch von oben initiiert wurde und das Team lediglich auf der operativen Ebene mitbestimmen konnte. Eine weitere Ursache liegt in der praktischen Umsetzung, für die oft die Position eines/r CSR-Manager/in geschaffen wird. Auch hier wird von Beginn an eine unnötige Hierarchie und Abgrenzung geschaffen, die dazu führt, dass die CSR-Strategie nicht als Bestandteil des Unternehmens empfunden wird, sondern als eher lästiges Anhängsel, welches zusätzlich zur täglichen Arbeit gemanagt werden muss. In der Folge schlägt den CSR-ManagerInnen doppelter Widerstand entgegen: seitens des Teams, das die CSR-Strategie als Belastung empfindet und seitens der Führung, die schnelle Ergebnisse haben möchte. Sehr unschön und langfristig demotivierend.
Dieser unerwünschte Effekt könnte in einer demokratischen Führungsumgebung geheilt werden. Statt einem fest installierten CSR-Manager würde ein agiles „CSR-Movement“ geschaffen, dessen Verantwortlichkeit regelmäßig wechselt.
Umgekehrt könnte in Unternehmen, die bereits erfolgreich Unternehmensdemokratie praktizieren, eine CSR-Strategie einfacher und schneller umgesetzt werden, weil hier bereits ein Verständnis von demokratischen Prozessen vorhanden ist, die für CSR-Umsetzung notwendig wäre und somit auch mehr Motivation entfalten könnte.

Vielfältiges Lernen durch dynamische CSR-Maßnahmen

Weiterhin könnte die Verbindung von Unternehmensdemokratie und CSR zu dynamischeren und entwicklungsfähigeren CSR-Maßnahmen führen: Mitarbeiter bringen vielfältige Hintergründe, Perspektiven und Ideen für Maßnahmen ein und setzen sie eigenverantwortlich um. Dieses Erfahren und Eintauchen in vielfältige Bereiche außerhalb des Unternehmens würde ein enorm vielfältiges Feld von praktischem Lernen schaffen, welches durchaus einen Spill-Over-Effekt auslösen kann.
Ich wage mal eine These: Wären beide Themen ernsthaft, intelligent und authentisch umgesetzt, wäre das Thema Mitarbeitermotivation obsolet. Mitarbeiter könnten nicht nur demokratisch agieren, sondern sie würden selbstbestimmt auch Themen behandeln, die ihnen außerhalb des Unternehmens begegnen und die ihren gesamten Lebensraum berühren. Die Kraft beider Themen würde motivierend auf ganz vielfältige Weise wirken können und sich wechselseitig ergänzen.
Vielleicht haben Sie Lust, sich mit uns darüber einmal inspirierend auszutauschen? Dann melden Sie sich doch einfach bei den Unternehmensdemokraten.

Herzliche Grüße
Daniela

Bildnachweis:
Daniela Röcker Kultur-Komplizen

Leave a comment

X