Die fetten Jahre sind vorbei. Jedenfalls für die meisten von uns. Der geradezu omnipräsente Begriff “Multikrise”, den viele von uns schon nicht mehr hören können, nimmt in den letzten 20 Jahren immer weiter zu. Wir beobachten in Verbindung damit einen internationalen, zwar erschreckenden aber nicht überraschenden politischen Rechtsruck. Das alles in Verbindung mit einer Polarisierung zu zentralen Krisenthemen. Gleichzeitig scheint die Unternehmenskultur ein immer wichtigerer Aspekt erfolgreicher Unternehmensführung zu sein.
Seit der Veröffentlichung des Buchs “Holacracy. The New Management System for a Rapidly Changing World” (Robertson 2015) haben zunehmend mehr Holacracy Berater:innen versprochen, damit einige der Nachteile klassischer Aufbauorganisationen zu lösen. Es kursierten recht schnell ein paar Listen von Unternehmen, die nun per Holacracy organisiert sind – natürlich erfolgreich. Allerdings mangelte es bislang an wissenschaftlichen Analysen der tatsächlichen Effekte, die über eher anekdotische Einzelfallbeschreibungen hinausgehen. Nun liegen äußerst interessante Ergebnisse einer mehrjährigen deutschen Untersuchung vor.
Spillover-Effekt: Vor einiger Zeit veröffentlichte ich hier im Blog zwei Beiträge zum Spillover-Effekt demokratischer Kompetenzen und Haltungen aus dem Berufs- ins Zivilleben (Organisationsdemokratie und pro-demokratische Einstellungen und Unternehmensdemokratie und anti-demokratische Einstellungen). Mittlerweile haben unsere Recherchen zu den wissenschaftlichen Grundlagen unseres Nachhaltigkeits- und Demokratielabors gezeigt, dass es auch im Bereich des Nachhaltigkeitsverhaltens einen solchen Übertragungseffekt gibt.
Innere Transformation: Wer irgendetwas verändern will, sollte sich fragen, was der voraussichtlich beste Hebel ist, um die angestrebte Veränderung möglichst gut zu erreichen. “Gut” dürfte dabei eine Mischung aus Dauer, Qualität und Nachhaltigkeit der erreichten Veränderung bedeuten. Hinsichtlich der dringend nötigen Veränderungen zur Lösung der Klimakrise wird seit rund 10 Jahren in der Nachhaltigkeitsforschung die “innere Transformation” als starker Hebel (deep leverage point) untersucht und immer wieder bestätigt.
Kollektives Handeln: Vor einer ganzen Weile erschien in der Reihe “Die Weltverbesserer” der Frankfurter Allgemeine ein Artikel über den Beinahe-Wirtschaftsnobelpreisträger Mancur Olson. Gleich im ersten Abschnitt war zu lesen, warum Olson so großartig gewesen sein soll: Mit nur 33 Jahren habe er das “bahnbrechende” Werk “Die Logik kollektiven Handelns” veröffentlicht. Das großartige dieses Buches habe darin gelegen, dass Olson die angeblichen Schwierigkeiten oder gar Unmöglichkeiten analysierte, “eine freiwillige Organisation für die Interessen der breiten Masse zu bilden” (Plickert 2014).
Wirtschaftswachstum scheint das ewige Mantra zu sein. So ziemlich jedes Unternehmen will wachsen, manche mehr, manche weniger. Einmal gegründet, soll auf alle Lebenszeit die Kurve verschiedener Wachstumsindikatoren möglichst steil nach oben zeigen. Das provoziert wichtige Fragen: Müssen Unternehmen immer weiter wachsen? Welche Formen von Wachstum gibt es? Welche Kollateralschäden erzeugt das fortlaufend angestrebte Wachstum? Gibt es Alternativen? Vor allen anderen Fragen aber diese: Wie wollen wir die Klimakrise in den Griff kriegen, wenn wir dieses zentrale Merkmal unserer…
Nachhaltigkeit: Größtenteils ist es mittlerweile unbestritten, dass wir alle zusammen tätig werden müssen. Es gilt, die größten Schäden infolge der Erderhitzung, des Artensterbens, der Vermüllung und dergleichen mehr an Folgeschäden unseres Wirtschaftssystems möglichst weitgehend einzudämmen. Ein wichtiger Baustein neben zentralen Aufgaben wie der Mobilitätswende oder einer postindustriellen Landwirtschaft sind die Nachhaltigkeitsbemühungen in unseren Organisationen. Hier gibt es nun seit geraumer Zeit gute Nachrichten aus der Forschung.
Spillover-Effekt: Vor kurzem berichtete ich hier im Blog von der Labor.A 21, der jährlichen Veranstaltung der Hans-Böckler-Stiftung. Bei dieser letzten Ausgabe kam auf der Panel Diskussion zur Demokratisierung der Arbeitswelt auch die aktuelle Böckler-Studie zum Zusammenhang von Arbeit, Digitalisierung und Klimawandel einerseits und anti-demokratischen Einstellungen andererseits zur Sprache. Die Stichprobe dieser Studie war mit deutlich über 4000 Teilnehmer:innen schon überaus solide. In einer nochmals anderen Liga spielt eine höchst interessante, ebenfalls aktuelle Untersuchung, die sich im Gegensatz zur…
Demokratische Einstellungen: Wie hängt Arbeit und die Qualität ihrer Gestaltung mit anti-demokratischen Einstellungen zusammen? Hat die Erwerbstätigkeit einen Einfluss und wenn ja, welchen? Und wie steht es um die Auswirkungen partizipativer Organisationsführung und -gestaltung? All diesen Fragen sind drei Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung nachgegangen und haben die Ergebnisse dieser durchweg aufschlussreichen Studie vor einiger Zeit veröffentlicht.
Gerechtigkeit: Es ist wenig verwunderlich. Unser Markenname ist immer wieder Anlass für kritische Fragen, ebenso wie für Begeisterung. Dabei war ich mir über den Assoziations- und Konnotationsraum bewusst, als ich mich 2015 für diesen Begriff und seine vielfältigen Konzepte entschied. Eine der üblichen Verknüpfungen mit Demokratie ist der Begriff Gerechtigkeit. Und genau so soll es sein. Schließlich sollte erlebte Gerechtigkeit in Organisationen verschiedenster Art, kurz: beim Arbeitgeber, ein Standard sein und nichts Besonderes. Oder möchtest Du Dich vorwiegend…