Relevante Muster brechen!

Dies ist ein Musterbruch. Genau genommen, sind es sogar zwei. “Wieso?”, mögt Ihr Euch fragen. Vielleicht merkt es der eine oder die andere ja, vielleicht auch nicht. Also, um Euch nicht allzulange im Dunkeln tappen zu lassen, jetzt, wo die Tage wieder kürzer und die Nächte länger werden: Bisher habe wir die Blogposts immer Montags und Donnerstags veröffentlicht. Und heute ist Freitag. Got it? “Ach herrje, was soll denn der Quatsch!”, höre ich den einen oder die andere im Geiste sagen, oder – bei besonderer Empörung ob des Zeuch’schen Unfugs – sogar laut vernehmlich. Aber nein, Es hat sich sogar etwas dabei gedacht. Ja, richtig: Es nicht Ich. Denn bis zu dem Moment, an dem ich sechs Zeilen weiter oben anfing zu schreiben, hatte ich keine Idee, worin mein Beitrag zur Blogparade des PMCamps Dornbirn 2015 bestehen könnte. Und plötzlich, aus dem Nichts heraus, ploppte aus meinem Unbewussten die Idee dieses Musterbruchs hervor. Und warum das, wie mein Ich jetzt findet, absolut sinnvoll ist und worin der zweite Musterbruch liegt, folgt nach dem Klick auf das rote “Weiterlesen”…

Musterbrechen ist kein Wert an sich

Einerseits belege ich mit diesem Musterbruch, dass das brechen von Mustern an sich vollkommen wertfrei ist. Ein Muster wird gebrochen. Ok. Aber was folgt daraus? Hat das irgendeinen Wert, ändert das irgendetwas? Macht es die Welt für ein paar Leute oder sehr viele besser? Das ich diesen Beitrag an einem Freitag veröffentliche ist faktisch und objektiv der Bruch eines ersten Musters. Zweitens gibt es diese Woche das erste Mal hier im Blog drei Posts. Daran ist nicht zu rütteln. Das ist keine einfache Behauptung, oder meine persönliche Annahme. Es ist tatsächlich ein objektives Faktum. Aber hat es irgendeine tiefere Bedeutung? Ändern die beiden Musterbrüche irgend etwas? Ich glaube nein.
Damit sind wir bei der Frage nach dem richtigen Musterbruch. Womit ich mich auf Conny Dethloffs Beitrag zur Blogparade beziehe. Er greift die wichtige Unterscheidung auf, Dinge richtig zu tun und die richtigen Dinge zu tun. Diese Unterscheidung, die ja in der Betriebswirtschaft an die Begriffe von Effizienz (Dinge richtig tun) und Effektivität (die richtigen Dinge tun) gekoppelt ist, hilft auch, um aus den an sich wertfreien Musterbrüchen etwas Sinnvolles zu machen. Conny führte den Musterbruch hin zum Smartphone auf. Ja, das war wohl ein Musterbruch. Einer, der enormen wirtschaftlichen Erfolg bedeutete. Und der, ganz zweifelsfrei, unser Leben in mancherlei Hinsicht einfacher gestaltet hat. Ich muss jetzt, wenn ich nette Urlaubsbilder machen will, keine extra Kamera mehr mit mir rumschleppen; ich muss keinen Taschenrechner mehr kaufen und irgendwo rumliegen haben; ich brauche keine Wecker mehr; kein Navigationsgerät und auch keinen MP3-Rekorder. Das ist schön, gut und nützlich. Wir sind jetzt vernetzter, haben Facebook und Xing in der Hosentasche, wo es ständig brummt. Aber hilft das, um unsere wirklich wichtigen Fragen und Probleme zu beantworten? Nicht das ich wüsste.

Begrenztheit technologischer Innovationen

Jobs
Das ist der Grund, warum mich das ungeheur größenwahnsinnige Gefasel, dass Steve Jobs vielleicht nicht erfunden, aber zumindest in der Wirtschaft so richtig salonfähig gemacht hat, nervt: “Willst Du den Rest Deines Lebens Zuckerwasser verkaufen, oder die Welt verändern?” Oder: “Ich will eine Delle ins Universum schlagen.” Hey, wow. Mein iPhone, Mac und iPad haben jedenfalls keine Delle in mein Leben geschlagen. Es sind Arbeitsgeräte, hübsch anzuschauen, schöner als der ganze andere graueintönige Kram. Und für mich auch funktionaler. Aber allemal ebenfalls fehleranfällig – und nichts weiter als Devices. Das scheinen all die (prä-)hysterischen Jobs-Fanboys (meistens Männer…) zu vergessen. Diese Technologien sind nur bedingt disruptive Innovationen, denn wir werden sie im mehr oder weniger selben Geiste verwenden, wie vorher alle andere Technologien. Sie stellen lediglich die Effizienz ins Quadrat und schaffen so eine exponentielle Fortsetzung vieler anderer alter Muster. Das hat Harald Welzer mit seinem Buch “Selbst denken” kristallklar herausgearbeitet. Wir brauchen vor allem Musterbrüche auf sozialer und psychologischer Ebene.

Wir brauchen soziale Innovationen

Genau ein solcher Musterbruch mit dem bisher Dagewesenen ist die Demokratisierung von Unternehmen. Denn die sind, wie wir alle wissen, in den letzten gut hundert Jahren zu strikteren Vertretern militärischer Befehlsstrukturen geworden, als die Armeen es heute noch sind. Unternehmen sind päpstlicher als der Papst. Selbst Armeen kapieren immer mehr, dass das Leben unvorhersehbar ist, nicht durch und durch planbar, dass es eher die Regel als die Ausnahme ist, das Pläne scheitern, weil wieder mal irgend etwas anders kam, als gedacht. Selbstorganisation greift in der Armee um sich, natürlich recht domestiziert, aber immerhin. Da sind Entscheidungen auf Ebenen möglich, die wir in der Wirtschaft oft mit der Lupe suchen müssen. Es scheint sogar grad eine gewisse Renaissance des brachial autokratischen Top-Down zu geben, wenn man gottgleiche, allwissende und -könnende Chefoffiziere wie Christoph Vilanek von Freenet hört, für den ein guter Manager ein autokratischer Herrscher ist.
Die Demokratisierung von Unternehmen ist ein weitreichender, disruptiver Musterbruch. Es geht um viel mehr, als die Frage, wie wir noch mehr Gewinne einfahren, wie wir die Gewinnmaximierung als verstaubtes Muster weiter optimieren. Es geht, wie ich in “Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten.” zeige, um viel mehr. Es geht um die Frage, in welcher Welt wir leben wollen. Das wird in Anbetracht der weltweiten, gesellschaftlichen Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie den ökologischen Grundlagen, die wir gerade zerstören, zu einer immer drängenderen Frage. Wollen wir eine umfassende menschliche Gemeinschaft oder gerieren wir uns als Seperatisten, die einen Zaun nicht nur um Europa bauen wollen, sondern natürlich auch um die eigenen Ländereien.

Was sind die wirklich relevanten Muster, die es zu brechen gilt?

Herzliche Grüße und frohes Musterbrechen
Andreas Zeuch

Bildnachweis

  • Beitragsbild: Brechstange, gemeinfrei
  • Steve Jobs: MetalGearLiquid, CC BY-SA 3.0

Comments (3)

Hallo Andreas, freut mich dass Du auch über das #musterbechen schreibst, und ich freue mich noch mehr über den Gedanken nach den relevanten Mustern zu suchen, LG Eberhard

Lieber Eberhard – danke Euch für das spannende Thema. Denn diese Frage nach den relevanten Musterbrüchen ist mir tatsächlich erst durch die Blogparade gekommen 🙂 LGA

[…] der diesjährigen Blogparade des PMCamps in Dornbirn breche ich wie Andreas Zeuch heute auch ein Muster. Ich zeichne kein […]

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