Wie kam es zum Smartwork Camp? Vor ziemlich genau einem Jahr reiste ich nach Graz und folgte so unter anderem einer Einladung von Peter Webhofer, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer der BlueLab OG. Peter hatte damals die Idee zu einer Veranstaltung rund um die Zukunft der Arbeit und wie diese intelligent gestaltet werden könnte. Da passte mein damals ganz frisch veröffentlichtes letztes Buch “Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten” natürlich gut zu. Unser Vieraugengespräch war durchweg angenehm und inspirierend, so dass wir uns schnell einig waren. Im Laufe der Vorbereitung gesellte sich dann noch die Grüne Wirtschaft Österreich dazu, sodass diese Veranstaltung auf einem soliden Fundament aufgebaut werden konnte.
Der Rahmen
Die Veranstaltung war folgendermaßen ausgeschrieben:
Das SMARTWORK camp ist ein Ort, an dem Menschen offen, kreativ und gestalterisch über aktuelle Herausforderungen und zukünftige Möglichkeiten neuer Arbeit nachdenken und ihre Lösungen, Ideen und Projekte mit anderen Menschen konkretisieren können.
Tag 1 – Entwicklungen erkennen
Am ersten Tag beschäftigen wir uns mit den Treibern und Ursachen des Wandels der Arbeitswelt. Gemeinsam mit Vordenkern wie Wolf Lotter, Andreas Zeuch oder Sabine Varetza-Pekarz gehen wir in THINK TANKS den aktuellen Entwicklungen auf den Grund und suchen nach Lösungen und Ideen.
Tag 2 – Prototypen entwickeln
Am zweiten Tag geht es um die Umsetzung. Wir entwickeln in kreativen FUTURE LABS ausgehend von den Erkenntnissen, Handlungsfeldern und Ideen des ersten Tages umsetzbare Prototypen und Projekte. Teilnehmende und Unternehmen können ihre Impulse, Ideen und Projekte einbringen und in Teams weiterentwickeln.
Ich konnte leider nur am ersten Tag teilnehmen, da ich für den Folgetag bereits eine Buchung zu einer Keynote und einem Workshop in Münster vorliegen hatte. So hatte ich das Vergnügen, gemeinsam mit Wolf Lotter (Mitgründer von brand eins, falls es jemand nicht wissen sollte) die Veranstaltung mit unseren direkt aufeinanderfolgenden Keynotes zu eröffnen.
Smartwork und Unternehmensdemokratie
Wolf Lotter sprach über gesellschaftlichen Wandel und Arbeit, wie von seinen Artikeln gewohnt präzise und süffisant. Abgesehen davon, dass er mit einem Zitat eines Clint Eastwood Western das Bonmot des Tages zum Umgang mit Unsicherheit setzte (“Wir reiten in die Stadt, der Rest ergibt sich”), lieferte er mir auch gleich eine treffliche Steilvorlage für meine Keynote über Unternehmensdemokratie. Er definierte den Begriff Smartwork kurz und prägnant:
“Smartwork heißt das zu tun, was ich für richtig halte.” (Wolf Lotter)
Um das zu können, bedarf es erstens einer entsprechenden Deutungshoheit darüber, was für mich richtig und subjektiv sinnvoll ist und zweitens der Ermächtigung, entsprechende handeln zu dürfen. Somit, würde ich sagen, ist Unternehmensdemokratie zweifelsfrei Smartwork.
Meine Keynote basierte dann passend auf den Kosten mangelnder Mitbestimmung und Eigenverantwortung. Und welche positiven Effekte die Demokratisierung der Arbeit mit sich bringen kann, wenn Sie professionelle umgesetzt wird. Selbstverständlich stellt sich nach der wissenschaftlichen Skizzierung die zentrale Frage, wie Unternehmensdemokratie praktisch aussieht, welche Formen sie annehmen kann und wo mögliche Fallstricke liegen. Anhand dreier Fallbeispiele aus meinem aktuellen Buch habe ich das kursorisch dargestellt und dann mit drei Thesen für Unternehmensdemokraten im Aufbruch die Keynote beendet. Den Inhalt meiner Keynote fasste Christian Botta von Visual Braindump folgendermaßen zusammen:
Think Tanks
Im Anschluss daran ging es in sechs verschiedene Think Tanks:
- Kreative Wissensgesellschaft
- Menschen & Werte
- Automatisierung & Industrie 4.0
- Digitale Transformation
- Kreativität & Innovation
- Start-Ups & Unternehmertum
Ich nahm am vierten Think Tank über die Digitale Transformation teil – denn dieses Mega-Hype Thema ist aus meiner Sicht nur sinnvoll zu gestalten, wenn den andauernd durchgekauten technischen Innovationen soziale anbei gestellt werden. (Siehe dazu auch: “Digitale Transformation 2.0”). Für mich überraschend wurde das Thema zwar eine ganze Weile mit vielen Facetten diskutiert und zeigte sich in seiner ganzen Komplexität. Allerdings immer nur im Bereich technologischer Innovationen. Selbst hier, wo sich alles um die smarte Arbeit der Zukunft drehte, wurde die soziale Seite der Innovation glatt übersehen. Der Sog der Technik ist also nicht zu unterschätzen, eine wichtige Lesson Learned.
Entrepreneurship
Sabine Varetza-Pekarz, Österreichische Betriebswirtin und Organisationsberaterin, sprach nach der Mittagspause in Ihrer Keynote über Entrepreneurship. Und zwar höchst persönlich. Ein Vortrag, der sich gerade zu diesem Thema angenehm von der Masse anderer Vorträge abhob, da sie ihren eigenen Prozess zur Unternehmerin transparent machte, ohne dabei wiederum in eine flache Verkaufsshow des eigenen Durchhaltevermögens zu entgleiten. Sie machte glaubwürdig klar, dass es um das wirkliche Wollen geht, oder wie Friethjof Bergmann es immer wieder formuliert hat: “Wirklich, wirklich wollen”. Das zur Aufgabe und zum Beruf machen, was uns im Innersten bewegt und bei dem dann das Einkommen quasi zum Kollateralnutzen wird.
Networking
Das Networking nicht nur am Abend war des Tages würdig – der wohlgemerkt nur die erste Hälfte des SMARTWORK camps war. Ich hatte noch das Vergnügen, mit mehreren Menschen über mögliche oder anstehende Veränderungsprozesse in ihren Organisationen zu reden. Es gibt sie, die Organisationen und deren Geschäftsführer und Vorstände, die Interesse an alternativen Veränderungsprojekten und -begleitung haben, die mehr Partizipation, Mitbestimmung und Selbstorganisation wollen. Mithin: Die Arbeit in ihrer Organisation demokratisieren. Und Last not least: Es war eine große Bereicherung, Wolf Lotter endlich mal persönlich kennenzulernen und mit ihm zu reden, ebenso persönlich wie professionell. Damit war diese Veranstaltung auch für mich ein Highlight des Jahres, gemeinsam mit dem Business Unusual Forum in Münster, organisiert durch die noventum consulting GmbH, über das ich in Kürze ebenfalls berichten werde.
Herzliche Grüße
Andreas
Weitere Quellen
-
Addor, P. (2016): Das Smartwork Camp 2016 – anregend und spannend
Bildnachweis
- Beitragsbild: Sketchnote © XY, Foto Dr. Andreas Zeuch
- Alle anderen Fotos: Wie ausgewiesen
Danke Andreas! Du hast mit deinem Dabeisein und Inputs viel dazu beigetragen, dass die Veranstaltung so erfolgreich verlaufen ist.
Das freut mich sehr, Peter, bis bald!
[…] Thema, das ich zu lange vernachlässigt habe. Erfreulicherweise änderte sich das mit dem Smartwork Camp 2016 in Graz, denn dort lernte ich die Autorin Sabine Varetzka-Pekarz kennen. Sie hielt dort einen […]