Die Pädagogik, die Wissenschaft der Erziehung und Bildung, steckt in einer tiefen Krise. Wahrscheinlich mag die Krise ihren Ursprung bereits in ihrer geschichtlichen Entwicklung in der Antike finden. Auch wenn sie als wissenschaftliche Disziplin erst im Jahr 1779 durch die Gründung des ersten deutschen Lehrstuhls in Halle ihren eigenen Platz in der universitären Landschaft einnahm, entspringt ihre Begrifflichkeit der Antike. Hier war der paidagogos (Knabenführer, Zuchtmeister, Aufseher) ein Sklave, welcher die Knaben aus wohlhabenden Bürgerfamilien auf dem Weg in die Schule begleitete. Er achtete darauf, dass dem Knaben nichts geschah und züchtigte ihn zu gutem Benehmen.
Bis heute verbinden viele den Pädagogen mit einem Erzieher, der Menschen, vornehmlich Kinder, dazu anleitet, sich in der gegenwertigen Welt zurecht zu finden. Der Pädagoge erzieht zur Moral und zu Werten, vermittelt das Wissen und die Fertigkeiten, ein angepasstes Individuum im gegenwärtigen System zu sein. Im aktuellen Erziehungssystem ist der Schulpädagoge, versklavt über das Beamtentum des Staates, dazu angehalten, berechenbare Staatsbürger zu erzeugen. Jegliche innere Widerstände von Erzogenen, die Kreativität und Unberechenbarkeit ermöglichen würden, werden im Keim erstickt. Die Erziehung Heranwachsender kommt der Ziehung von Pflanzen gleich, die nach den Wünschen und Vorstellungen des Gärtners gezogen, beschnitten und gestutzt werden. Doch auch im beruflichen Kontext untergliedern sich Arbeitnehmende (ein zugleich irreführender Begriff, da man doch seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt, also eigentlich Arbeit gibt – aber das ist ein anderes Thema) einem hierarchischen System, welches nur allzu häufig Berechenbarkeit und Unterwerfung im unternehmerischen Alltag abverlangt.
Bildungsinstitutionen wie Schulen aber auch berufliche Weiterbildungsanbieter konzentrieren sich vornehmlich darauf, Lernende mit Informationen vollzustopfen, bis sie diese im wahrsten Sinne des Wortes bei der nächsten Prüfung wieder herauskotzen. Hieran ändern auch kein DigitalPakt Schule 2019-2024 oder das 36. tausdenste E-Learning Tool nichts.
Die Pädagogik war bis zur ihrer Eigenständigkeit im Jahre 1779 eine Unterdisziplin der Religionswissenschaft, vielleicht gleichen Bildungseinrichtungen deshalb auf erschreckende Art und Weise doch stark religiösen Gebetshäusern. Hatte die fast schon gebetsähnliche Anmutung von Wissensvermittlung in der Vergangenheit durchaus ihre Daseinsberechtigung, weil Informationen ein knappes Gut und häufig durch Zensur geprägt waren, werden wir im 21. Jahrhundert von einer Unmenge an Informationen überflutet. Zudem ist Wissen zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar und extrem kurzlebig. Hinzu kommen Falschinformationen, belanglose Katzenvideos und virale Panikmache. In Anbetracht dieser Tatsachen erscheint die Funktion der Bildung und Erziehung einzig und allein eine auf Wissensaneignung ausgerichtete Didaktik – die Wissenschaft vom Lehren und Lernen – geradezu obsolet.
Was ist also los mit der Bildungswissenschaft? Ist die Lehre überhaupt noch zu retten?
Bei genauerer Betrachtung wird das didaktische Denken auch heute noch von Comenius’ Ansätzen der „Didacta Magna“ geprägt. So meinen viele Lehrpersonen noch immer, es wäre möglich, allen Menschen alles zu lehren. Dabei wird angenommen, dass eine bessere Lehre auch einen besseren Zugang zum Lernen der Menschen verschaffe. Und so wird von vermeintlichen BildungswissenschaftlerInnen, PädagogInnen und ErziehungswissenschaftlerInnen nach dem heiligen Gral der Vermittlung gesucht. Hier werden Unterrichtskonzepte geändert, dort digitale Medien eingeführt und wieder woanders wird nur noch digital gelernt. Doch all diese konfusen Basteleien am Lehr-Lern-Geschehen ändern nichts an der Tatsache, dass im Grunde genommen die Problematik in der Vorherrschaft des Inhalts, also der zwanghaften Wissensvermittlung, liegt. Es ist wirklich absurd, anzunehmen, dass eine „bessere“ Lehre, die Menschen besser und motivierter lernen ließe. Doch genau mit dieser fatalen Annahme werden Lehrende auch heute noch universitär ausgebildet. (Ich darf dies schreiben, da ich selbst diese Art Gehirnwäsche in meinem Studium des Gymnasialen Lehramts durchlaufen musste.)
Man geht hier also von der Vorstellung aus, dass durch die Veränderung der Methode die Menschen besser lernen.
Die Lehre ist somit als Vermittlungswissenschaft zu verstehen, weil der Lehrende die Lernenden anleitet, Tätigkeiten auszuüben oder ihnen theoretisches Wissen, Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt. Versucht man den Begriff der Lehre aus dieser Sichtweise heraus zu erklären, so liegt der Fokus auf einer lehrerzentrierten Wissensvermittlung, die ausschließlich auf den „Input“ orientiert ist. Gelehrt wird, was Lehr- oder Ausbildungspläne vorgegeben. Oder so wie es aktuell in der Unternehmenswelt geschieht: Gelehrt wird, was der Markt verlangt und der arbeitende Mensch hat sich – wie immer – dem anzupassen. Und das soll er jetzt natürlich auch noch selbst organisieren, weil das ja viel hipper ist und dazu noch Zeit und Ressourcen spart. Dass dieses forsche Vorgehen zu Überforderungen und Ängsten in der Arbeitswelt führt, muss an dieser Stelle nicht näher erläutert werden.
Gesagt werden muss aber, dass wir bereits jetzt eine absolute Spaltung der Arbeitnehmenden in die sog. HUKAS (Humankapitalisten) und HUPAS (Humanvermögenspauperisten) haben. Während die berufliche und damit wirtschaftliche Existenz bei den HUKAS, „mobile, kompetente, leistungs- und verhandlungsstarke Anbieter von knappen Humanvermögen“ (vgl. Becker (2010): S. 34) in Zukunft gesichert zu sein scheint, sieht es für jemanden, der soziographisch eher zu den HUPAS zählt, also Menschen, die eher „Peripheriekompetenzen anbieten, die nicht knapp und deshalb auch nicht teuer sind“ (vgl. ebd.) eher schlecht aus. Der Job der HUPAS wird in Zukunft von Maschinen getätigt werden und die Lernbiographie wurde bereits in Kindheitstagen vorgeschrieben, weil Pädagogen den Bildungsweg nach ihrem persönlichen „Wahrheitsermessen“ geebnet haben. Während für den einen Teil der Gesellschaft lebenslanges Lernen und Anpassungsfähigkeit kein Problem darstellen, ist es für den anderen Teil der Gesellschaft eine schier nicht zu meisternde Herausforderung und die Frage ist hier, wie ein Sozialstaat diese Diskrepanz zum Wohle des gesellschaftlichen Friedens und der Demokratie überwinden will, befeuert er doch bis heute aufgrund seines selektierenden und bewertenden Bildungssystems die soziale Spaltung eines Landes.
Vor diesem Hintergrund könnte man eigentlich davon ausgehen, dass die Pädagogik tatsächlich auf ganzer Linie versagt hat und dem Untergang geweiht scheint, weil sie es durch ihr krampfhaftes Festhalten an der Vermittlungsdidaktik nicht geschafft hat, alle Lernenden auf die aktuellen Herausforderungen vorzubereiten und durch die Vermittlung eines sogenannten „heimlichen Lehrplans“ eine Klassengesellschaft mit sozialer Ungleichheit aufrechterhalten hat. Zudem intervenieren in jüngster Zeit ganz neue Kräfte in die Lehr-Lern-Prozesse: Die Ökonomie und die Informationstechnologie. Diese zwei Kräfte betreten die Bühne des Lernens und lösen die Pädagogik, die es nicht schafft, sich selbst neu zu erfinden, langsam ab. Inwieweit dieses neue effizienzgetriebene, planbare und kompetenzorientierte Lern- und Bildungsmanagement die humanistische und emotionale Sichtweise von Lernprozessen berücksichtigt, bleibt an dieser Stelle mehr als fraglich.
Dabei könnte alles so schön sein: Die komplexe Lernfähigkeit des Menschen macht ihn zu einem außergewöhnlichen Lebewesen. Von Geburt an ist der Mensch in der Lage, sich an unterschiedliche Gegebenheiten und neue Situationen anzupassen, aus Fehlern zu lernen und Erfahrungen weiterzugeben.
Doch aufgrund einer auf Wissensvermittlung basierenden Didaktik haben viele Menschen verlernt, sich selbst zu hinterfragen, ihre Potentiale wahrzunehmen sowie ihre individuellen Kompetenzen und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Wenn man sich seine eigene Lernbiographie vor das innere Auge ruft, so ist das Lernen der meisten Menschen heute geprägt durch die Lernerfahrungen aus Schule, Ausbildung oder Universität. Die negativen Emotionen wie Prüfungsangst oder Langeweile sind nur wenige von einer Vielzahl negativer Erfahrungen. Das vermittelte Wissen war abhängig vom Lehrer, von der Schule, ja sogar vom Bundesland und musste zu einem bestimmten Zeitpunkt in Form einer Klausur oder Prüfung repetiert werden. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass man einen Großteil des so vermittelten Wissens zu einem späteren Zeitpunkt wieder vergessen hat. Viele Menschen sind dadurch lernentwöhnt und erleichtert, nach der Schule und Ausbildung endlich ausgelernt zu haben.
Die aktuellen Herausforderungen der Postmoderne stellen die Bildungswissenschaft vor große Aufgaben. Wie ist die Lehre zu retten, um Lernende wieder an eine selbstgesteuerte Aneignung und Anpassung heranzuführen? Aktuelle Lern- und Gehirnforschungen beweisen, dass Menschen als kompetente und wissbegierige Lernende auf die Welt kommen und Bombastisches lernen können, wenn man sie nur lässt und nicht kränkt, vorverurteilt, entmutigt und langweilt.
Der eingangs erwähnte paidagogos muss sich deshalb zu einem Lernbegleiter und -Berater wandeln, der das Selbstlernen der Lernenden ermöglichen, anregt und unterstützend begleitet. Nur wer über Reflexion einen Zugang zu seinem persönlichen Lernen entwickelt, ist in der Lage, selbstgesteuert zu lernen und ist sich so seiner individuellen Potentiale und Kompetenzen bewusst. Dieser Prozess der selbstständigen Aneignung neuen Wissens und vor allem der Herausbildung und Einübung von Kompetenzen kann niemals vermittelt werden. Gleichwohl kann Selbstlernen aber ermöglicht, unterstützend begleitet und angeregt werden. Technologische Tools sind hier eine sinnvolle und wichtige Unterstützung, aber niemals ein Substitut für pädagogisches Handeln und Denken.
Ja, die Pädagogik ist zu retten. Sie ist zu retten, wenn Sie endlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft und systemisch-konstruktivistischer Pädagogik und ihrer angrenzenden Erwachsenenbildungswissenschaft anerkennt, den Menschen wieder in den Mittelpunkt rückt und die Entwicklung der Informationstechnologie und Ökonomie kritisch mitgestaltet, statt selbst von dieser gestaltet oder gar abgelöst zu werden.
Deshalb ein abschließender Appell an alle Bildungsakteure, ob Eltern oder Personalentwickler, ob Führungskraft, Lehrer, Erzieher oder Trainer:
Lasst das Lernen endlich frei und begreift Bildung nicht länger als Wissensanhäufung! Begreift Bildung stattdessen als Selbstreflexion, um eine autonome, selbstbestimmte, resiliente und veränderungwillige Gesellschaft, eine Gesellschaft 2.0 zu formen. Eure Kinder und Enkelkinder werden es euch danken.
Herzliche Grüße
Franziska
Literatur
- Arnold, R. (2014): Bausteine der Erwachsenendidaktik, TU Kaiserslautern
- Becker, M. (2010): Personalwirtschaft: Lehrbuch für Studium und Praxis
Bildnachweis
- Beitragsbild: Photo by Ivan Aleksic on Unsplash
- Lehrer Lämpel: gemeinfrei
- Schulmeister von Eßlingen: gemeinfrei
- Klassenzimmer: Bundesarchiv, B 145 Bild-F079064-0006, CC-BY-SA 3.0
Liebe Franziska,
Du greifst sicher viele richtige Aspekte auf und bietest auch einige Hinweise auf Verbesserungspotenziale. Nichtsdestotrotz (oder viel gerade drum!) benötigt unser Bildungssystem weniger Bashing, sondern aktuell einfach tatkräftige Unterstützung und konkrete Beispiele, wie es anders gehen kann (denn ja, vieles ist verschleppt und verschlafen worden – vielleicht liegt es eher daran, die politischen Umfeldstrukturen, die Schulentwicklung eingrenzen, mal unter die Lupe zu nehmen!).
Darum möchte ich gerne einmal auf den deutschen Schulpreis der Robert-Bosch-Stiftung hinweisen (https://www.deutscher-schulpreis.de/), um den aktuell 15 tolle Schule kandidieren. Seit 2006 gibt es den Preis jedes Jahr und so sind schon etliche tolle Schulen sichtbar geworden, von denen andere sich einiges abgucken können. Auch das Deutsche Schulportal (https://deutsches-schulportal.de/ueber-das-portal/) und die Deutsche Schulakademie (https://www.deutsche-schulakademie.de/) greifen diese Impulse auf und engagieren sich dafür, sie bekannter zu machen und das Wissen an weitere Schule weiterzugeben.
Dies alles sind Initiativen, die wir auch einmal anerkennen sollten – und es liegt an uns, sie noch sichtbarer zu machen und uns dafür zu engagieren, dass die dort bewährten zukunftsweisenden Praktiken auch Schritt für Schritt in weitere Schulen in unserem Umfeld gebracht / geholt werden.
Darauf bitte ich in Zukunft mehr Energie zu richten – zu unser aller Nutzen!
Beste Grüße
Claudia Schleicher
Liebe Claudia,
ich danke dir für deinen Kommentar und die Links zu den vielen tollen Initiativen, die es zum Glück gibt und dies bereits seit vielen, vielen Jahren. Die Montessoripädagogik zum Beispiel gibt es nun seit ca. 100 Jahren. Den dt. Schulpreis seit 2006, dem Jahr, in dem ich mein Abitur gemacht habe und beschloss LA zu studieren, um meine Vision von Lernen umzusetzen. Und trotzdem haben wir nach wie vor in einem mehrheitlichen Teil der Schulen ein Vorherrschen des vermittlungsdidaktischen Arrangements, auch weil die Lehrendenausbildung stark inhaltlich fokussiert ist. Kompetenzentwicklung oder gar Coaching sucht man hier vergebens.
Ich denke, was den vielen alternativen Bildungsinitiativen noch immer fehlt, ist die organisierte Kraft, um politischen Druck aufzubauen, eine flächendeckende Bildungstransformation zu meistern. Aber auch hier sehen wir bereits große Fortschritte.
Ich persönlich sehe die Probleme in unserem staatlichen Bildungssystem ähnlich wie beim Klimawandel. Auch in diesem Feld appellieren Wissenschaftler schon lange für ein Umdenken auf politischer und gesellschaftlicher Ebene, um den notwendigen Rahmen zu setzen. Ich denke nicht, dass die Debatte um den Klimawandel so viel Aufmerksamkeit und politische Einflussnahme erhalten hätte, wenn man stets die positiven Unternehmungen in Nachhaltigkeit aufgezeigt hätte, auch, aber eben nicht nur.
Deshalb möchte ich Menschen “wachrütteln”, sie über kritische und teils auch radikale Denkmuster in die Reflexion bringen, damit mein Herzensthema, dem ich sehr emotional verbunden bin, in die Welt getragen wird für eine bessere, gerechtere und selbstbestimmtere Zukunft!
Alles Liebe
Franziska
Liebe Claudia,
danke für Deinen Kommentar und die Hinweise zu gelungenen Beispielen. Das ist auf jedenfalls ein wichtiges Element einer nötigen Veränderung. Und natürlich gibt es schon Beispiele von Schulen, die etwas bedeutend anders und besser machen, als das Gros.
Herzliche Grüße,
Andreas
Hallo Franziska,
es gibt sie. Die guten pädagogischen Ansätze. Leider selten. Hier ein Beispiel. So genannte “Hojskoler”. Aus Skandinavien. Die Skandinavier mal wieder 😉
“Hojskoler” Gegründet von N. F.S. Grundvig (1783-1872). Also die Idee “Schule fürs Leben” gibt es schon eine Weile.
Hier ein Beispiel. International Folk High Shool. Liegt bei Kopenhagen. Der Introfilm ist auf Englisch. Sehenswert. Sagt viel über deren Pädagogik aus. Eine Pädagogik, die wie ich finde fasziniert. Eine Pädagogik die meine Arbeit als Personalentwickler, Trainer, Moderator, Führungskraft und Papa von 2 Kindern sehr inspiriert:
https://www.youtube.com/watch?v=ah9XqJ-IyQc
Viele Grüße
Stefan
Liebe Franziska,
liebe Claudia,
lieber Andreas,
erstmal Chapeau für Deinen Mut und Deine Klarheit, Franziska, dieses notwendige Thema aufzugreifen! Es ist mir eine Herzensangelegenheit, mich hier einzuklinken.
Ich bin einer von fünf Gründern der ersten und einzigen demokratischen Schule in Bayern, der Sudbury Schule Ammersee. Vor 9 Jahren bin ich dem seit 2005 bestehenden Verein beigetreten, weil ich meinen Beitrag leisten wollte, Schule und infolge dessen die Arbeitswelt von heute zu bereichern und zu verändern. Die Schule eröffnete 2014 und bestand bis 2016. Ich durfte bei so vielen berührenden Momenten dabei sein, wenn SchülerInnen ihren eigenen, einzigartigen, inneren Plan entdecken und dem folgen. Insofern kann ich Dein Bedürfnis einer besseren, gerechteren und selbstbestimmteren Zukunft, Franziska, sehr gut mitfühlen.
Die beiden Säulen der Schulidee sind gelebte Demokratie und selbstbestimmtes Lernen – im Übrigen vorgelebt seit über 50 Jahren in den USA, Boston, Sudbury Valley School.
Nachdem unsere Schule 2016 aus für uns nach wie vor nicht nachvollziehbaren Gründen seitens der Regierung geschlossen wurde, erleben und durchleben wir alle möglichen und unmöglichen Seiten des Lebens. Denn wir setzen uns weiterhin für die Wiedereröffnung ein! Und für eine pluralistische Bildungslandschaft in Deutschland! Wir halten ein Schulgebäude, stehen frontup (dabei im Schulterschluß mit all den lieben Menschen, die uns als Fördermitglieder oder Spendengeber unterstützen) gerade für Bürgschaften und Darlehen gegenüber unserem Kreditinstitut, setzen uns (mittlerweile) vor Gericht (dem bayrischen VGH) mit den Behörden auseinander und sind immer noch der Überzeugung, dass dieser Einsatz notwendig ist und sich am Ende lohnt! Wir bleiben stehen!
In meiner Aufgabe als (politsicher) Netzwerker unserer Schule, bin ich – und das schreibe ich nicht aus Prahlerei – mit äußerst vielen Menschen, Organisationen und Institutionen in Verbindung. Doch unterm Strich scheitert es am Vertrauen und dem Glauben in die jungen Menschen, selbstbestimmt zu lernen und Ihren Weg zu finden und zu gehen. Ich könnte nun überbordend aus meinem 9 jährigen „Erfahrungsbuch“ berichten und ich erhebe dabei keinen Anspruch darauf, welche Entscheidung richtig oder falsch getroffen wurde. Ich möchte damit viel mehr zum Ausdruck bringen, dass es Stehvermögen braucht, einen scharfen Blick und eine klare (auch innere) Haltung, da durch zu gehen.
Dies alles ist meine eigene Persönlichkeitsentwicklung und von vielen Sätzen, die mich immer wieder lenken und leiten, hat dieser gerade die meiste Strahlkraft: „Was maße ich mir (als Erwachsener und in so vielen Fällen ungefragt) an, anderen sagen zu müssen, was richtig oder falsch ist!?“
Gerne bin ich mit Euch im Austausch, teile sehr gerne und nehme Dich, Claudia, beim Wort: Lass uns die politischen Umfeldstrukturen, die Schulentwicklung eingrenzen, mal unter die Lupe nehmen!
Liebe Grüße, Alex
Lieber Alex,
vielen Dank für das Teilen Deiner wichtigen Erfahrungen! Vielleicht könntest Du ja mit Franzi in einen Dialog zum Thema selbstbestimmtes Lernen und partizipative Schule gehen – und das dann bei uns hier im Blog veröffentlichen. Was meinst Du?
Herzliche Grüße, Andreas