Anfang Januar 2016 veröffentlichte der DGB den Online-Artikel “Junge Menschen im Job enorm unter Druck. Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander.” Dort wurde über die 6. Sonderauswertung des regelmäßig erhobenen DGB-Index Gute Arbeit berichtet, die die Arbeitsbedingungen für junge Menschen in den Fokus nahm. Wie der Untertitel des Artikels unmissverständlich klarmacht: Die Ansprüche und Wünsche junger Generationen, die frisch im Arbeitsleben ankommen, sind das eine. Die Wirklichkeit ist indes etwas völlig anderes. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Arbeitgeber, die Mitbestimmung ermöglichen, schneiden in der Bewertung durch die jungen MitarbeiterInnen deutlich besser ab. Ein Vorteil für beide Seiten.
Der DGB-Index Gute Arbeit
Wie in meinem Buch “Alle Macht für niemand” auch dargestellt (S. 15-18), ist die Erstellung des DGB-Index Gute Arbeit eine der Hauptaufgaben des “Instituts DGB-Index Gute Arbeit”. In den für Deutschland jeweils repräsentativen Untersuchungen werden verschiedene Themen der Arbeitsbedingungen eingehend untersucht und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die 6. Sonderauswertung “Arbeitsqualität aus der Sicht von jungen Beschäftigten.” macht deutlich, wie weit “Wunsch und Wirklichkeit” auseinanderliegen.
Der DGB-Bundesjungendsekretär Florian Haggenmiller stellt in dem Artikel klar, dass die wichtigste Erwartung der jungen MitarbeiterInnen nicht nur die Arbeitsplatzsicherheit ist. Er führt passend zu vielen Untersuchungen über die Anforderungen junger Generationen an ihre (zukünftige) Arbeit ergänzend aus: “Genauso wichtig ist es vielen, sich selbst mit eigenen Ideen einbringen zu können und eine nützliche und gesellschaftlich sinnvolle Arbeit zu haben.“ (DGB 2016: “Junge Menschen im Job enorm unter Druck”) Davon ist die Arbeitswirklichkeit aber weit entfernt.
Wichtigste Studienergebnisse
In dem eingangs erwähnten Artikel werden die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammengefasst. Diese Ergebnisse verdichte ich weiter auf diejenigen Aspekte, die in einem direkten Zusammenhang zu Mitbestimmung, Partizipation und Unternehmensdemokratie stehen:
- “Junge Menschen sind mehr als dreimal so oft befristet beschäftigt wie ältere.” (a.a.O.)
- Junge Mitarbeiterinnen haben quer durch alle Branchen “keinen oder nur geringen Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitszeit” (a.a.O.)
- Folgerichtig fühlt sich gut jeder zweite junge Mitarbeiter während der Arbeit oft oder gar sehr oft gehetzt. Es besteht keine Zeitsouveränität.
- Fast 66% der jungen Beschäftigten sind im Laufe der vergangenen 12 Monate krank zur Arbeit gegangen, was auf Angst vor Arbeitsplatzverlust schließen lässt, denn insgesamt haben nur 12% der Befragten ihren Job als “gute Arbeit” klassifiziert.
- Von den Befragten verdient knapp ein Drittel (31%) weniger als € 1500,- monatlich.
Das sind keine Ergebnisse, auf die die betroffenen Arbeitgeber stolz sein können. Es hat ganz den Anschein, als ob aus der “Generation Praktikum” nun billige und befristete Arbeitnehmer geworden sind. Kurzfristig kann so Geld gespart werden, langfristig jedoch dürfte einiges an Folgekosten durch diese Personalpolitik auf viele Unternehmen und Organisationen zukommen. Dabei ist es ausgesprochen dämlich, gerade junge Beschäftigte nicht mitbestimmen zu lassen und sie aus der Entwicklung und Gestaltung des Unternehmens auszuschließen. Denn wer, wenn nicht die jungen Generationen, wird souverän und kreativ mit den Ansprüchen und Folgen der digitalen Transformation umgehen? Sollen da Babyboomer oder die Generation Golf die treibende Innovationskraft sein?
Vorteile der Mitbestimmung
Glücklicherweise gibt es profit- und non-profit Organisationen, die auch ihre jungen Beschäftigten zur Mitbestimmung einladen. Und die schneiden definitiv besser bei der Bewertung ab. Immerhin werden mitbestimmte Arbeitsplätze um 12% besser bewertet, als Arbeitsplätze ohne Mitarbeitervertretung. Da die Latte für die Mitbestimmung beim DGB-Index ausgesprochen tief hängt und weitreichende Mitbestimmung erst gar nicht abgefragt wird, ist wohl davon auszugehen, dass Arbeitgeber, die ihre jungen Beschäftigten deutlich mehr mitbestimmen lassen, noch besser bewertet werden.
Einmal mehr zeigt eine repräsentative Studie: Mitbestimmung lohnt für alle Beteiligten!
Herzliche Grüße
Andreas