Das Synergetische Navigationssystem SNS

SNS

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Das Synergetische Navigationssystem SNS: Jeder, der schon mal Veränderungsprozesse durchgemacht hat – ob Psychotherapie, Beziehungsarbeit oder Transformationsprozesse in Organisationen – wünschte sich sicherlich eine Blaupause. Ein Kochrezept, so dass wir sicher zu einem guten Ergebnis kommen. Doch während wir im Trubel des Gefechts dann feststellen, dass es keine maßgeschneiderte Anleitung gibt, gleichen Therapie und Beratung dann vielmehr einer Blackbox.

Um diese gemeinsam aufzumachen, bieten wir von nun an unser Consulting und Coaching auch unter Einbezug des Synergetischen Navigationssystems (SNS)! Ziel der Anwendung ist nicht nur, die Wirkmechanismen in Veränderungsprozessen besser verstehen zu lernen um evidenz-basierte Transformationsprozesse gewährleisten zu können, sondern auch gleichzeitig die in real-time erhobenen Daten zur Gestaltung des Transformationsprozesses selbst heranzuziehen.

Was ist das SNS?

Das SNS ist ein webbasiertes Tool zur Visualisierung und Auswertung von Veränderungsprozessen mit dem Ziel, diese zu verstehen und zu gestalten. Es wurde in Kooperation der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin und dem Institut für Medizinische Informatik am Universitätsklinikum Aachen sowie der Fachhochschule Solothurm-Olten (Haken & Schiepek, 2006), unter der Leitung des Psychologen Prof. Dr. Günter Schiepek entwickelt. Das SNS zeichnet sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Anwendungskontexte aus, was bedeutet, dass es nicht nur zum Beispiel in der Psychotherapie eingesetzt werden kann, sondern auch in der Unternehmensberatung.

Was kann das SNS?

Die hohe Konfigurierbarkeit des SNS bedeutet insbesondere, dass auch die Erfassung der Daten individuell angepasst werden kann. D.h., dass wir die Fragebögen und die Zeittaktung der Erfassung für jede Organisation (und gegebenenfalls für unterschiedliche Teams/ Bereiche/ Funktionen) maßschneidern. Es geht dabei um die Selbst-und Fremdeinschätzung der Beteiligten. Die Datenerfassung ist weitgehend hardware-unabhängig, d.h. sie kann über verschiedenste Geräte wie Smartphones, Tablets, Laptops und PCs, und auch Betriebssystemen erfolgen. Außerdem erfolgt sie in Echtzeit und das SNS verfügt über zahlreiche Funktionen zur visuellen Aufbereitung und Analyse, was bedeutet, dass sofort resultierende Informationen bei der Gestaltung des Transformationsprozesses beachten können. 

Zum Beispiel können durch die Auswertungsfunktionen* des SNS aktuelle Entwicklungen, wie kritische Momente im Prozess, erkannt werden. Das SNS eignet sich also nicht nur für eine Dokumentation und Evaluation im Nachhinein, sondern wurde insbesondere dafür konzipiert, Veränderungsprozesse zu begleiten. So können wir Daten und Analyseergebnisse auch mit dem Klienten gemeinsam betrachten und Schlüsse ziehen, also ein kooperatives Prozessfeedback ermöglichen. Es zeigt sich außerdem, dass das direkte Feedback zum aktuellen Geschehen die Selbstwirksamkeitserfahrung des Klienten steigert und damit die Motivation für den Veränderungsprozess (Haken & Schiepek, 2006).

Was kann das SNS besser als SurveyMonkey?

Bei allen aus unserer Sicht klaren Unterscheidungsmerkmalen wie der Echtzeitauswertung von Daten, hier zur Sicherheit die weiteren Unterschiede zu Instrumenten wie Survey Monkey.

Hermann Haken

Was uns zudem nicht lange hat zögern lassen, uns eine Zertifikation für das SNS zuzulegen, ist, dass sich das Synergetische Navigationssystem auf eine (natur)wissenschaftliche Theorie stützt – die Synergetik. Die Synergetik wurde begründet vom Physiker Hermann Haken und kann als Lehre vom Zusammenwirken bezeichnet werden. Sie ist die derzeit am weit entwickelteste disziplinübergreifende Theorie der Selbstorganisation. Damit ist sie eine Meta-Theorie von Veränderungs- und Innovationsprozessen. Die Analyseverfahren* des SNS basieren auf der Synergetik und sind daher darauf fokussiert, prozessuale Muster (zB. Synchronisationsmuster zwischen Teilsystemen) und Musterveränderungen  (z.B. kritische Instabilitäten) zu erkennen. Aufgrund des Real-Time-Monitoring Aspekts des SNS, kann auf solche dann auch sofort passend reagiert werden. Der Einbezug des SNS in unser Coaching und Beratung ermöglicht es uns also, den Transformationsprozess datenbasiert und wissenschaftlich fundiert zu begleiten.

Was hat das SNS mit Transformation zu tun?

Das SNS wurde eigens entwickelt um als Prozessbeobachtungs- und –analysetool im Rahmen des Synergetischen Prozessmanagements (SPM) eingesetzt werden zu können. Dieses Konzept stützt sich auf den Theoriekern der Synergetik und damit den darin enthaltenen Prinzipien von Veränderungsprozessen und Selbstorganisation. Im Sinne der Synergetik ist Management dann „das Gestalten von Bedingungen, die es einem System erlauben, selbstorganisierte Ordnungen zu erzeugen, zu erhalten und Ordnungsübergänge wirksam zu realisieren – mit anderen Worten: Schaffen von Bedingungen für die Möglichkeit von Selbstorganisation.“ (Haken & Schiepek, 2006: 588)

Beim SPM kommt es dabei weniger um die konkrete Wahl der Methode an, sondern vielmehr auf ein integratives und reflexives Vorgehen.

Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass sich unser Coaching und Consulting keineswegs nur auf Transformationsprozesse beschränkt. So wie sich die Prinzipien der Synergetik und das SNS nicht nur in Phasen des Um- und Aufbruchs, sondern genauso in stabileren Phasen anwenden lassen. Denn wir begleiten ebenso bereits selbstorganisierte Organisationen in verschiedenen Veränderungsprozessen, in denen es um weitere Entwicklungsschritte innerhalb des neuen Führungs- und Gestaltungspraradigmas geht (zB Wachstumsphasen). Genauso aber, wie man nie zweimal in denselben Fluss steigen kann, ist nichts von komplett starrer Unveränderlichkeit, und schon gar keine sozialen Systeme wie Unternehmen. Auch in stabileren Phasen gibt es Mikroveränderungen, wie in Organisationsstruktur, Kooperations-und Konfliktkonstellationen und in den Kundenansprüchen. Mithilfe des SNS können (Potenziale für) diese schnell erkannt, Probleme und Schwachstellen identifiziert und mit gemeinsam mit dem Unternehmen evaluiert und interpretiert werden. So können auch im Tagesgeschäft verfügbare Ressourcen konstruktiver eingesetzt werden.

Fazit

Wir können nun in unserem Coaching und Consulting nicht nur auf unsere langjährigen Erfahrungen und Erfolge zurückgreifen, sondern in unserer Beratung auch Prinzipien der Synergetik anwenden, die uns lehrt, dass das Management von Organisationen und Transformationenprozessen „wissenschaftlich fundierbar und begründbar ist“ (Haken & Schiepek, 2006: 647). Dazu bieten wir die Begleitung mit dem SNS an, das eine empirisch fundierte Prozessbeobachtung und -auswertung ermöglicht. 

Mithilfe des SNS können wir Organisationen datenbasiertes Feedback im laufenden Prozess bereitstellen und kritische Momente im Prozess erkennen.

Zusätzlich zu diesem direkten Zugewinn in unserer Beratungsleistung hat die Anwendung des SNS noch einen weiteren Vorteil: auf lange Sicht gewährt sie uns die Möglichkeit, evidenz-basierte Beratungsleistungen anzubieten. Denn mithilfe des SNS können wir empirisch begründete Kriterien für erfolgreiche Transformation herausarbeiten. Dafür leiten wir aus den erhobenen Prozessdaten unter Zuhilfenahme der Synergetik und unserer Erfahrungen im Consulting Hypothesen ab, die wiederum zukünftige Transformationsprozesse informieren und durch solche getestet und weiterentwickelt werden. Ob Mensch oder Organisation, wenn wir uns weiterentwickeln wollen, geht es im Endeffekt darum, besser verstehen zu lernen, wie Veränderung zu Stande kommt, was verändert werden kann und was gut ist, so wie es ist.

Wer an dieser Stelle mehr über die Grundlagen der Synergetik & Selbstorganisation und damit auch über die Bedeutung von Transformation und deren generische Prinzipien erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, in die Synergetik-Serie einzulesen.

Herzliche Grüße,
Julia

 

* Hier einige Beispiele der mathematisch-physikalisch fundierten Auswertungsverfahren:

  •       Visualisierung von Zeitreihen
  •       Dynamische Komplexität (die sich auf die Amplitude, Frequenz und zeitliche Verteilung von Messwerten bezieht)
  •       Komplexitäts-Resonanz-Diagramme
  •       Dynamische Korrelationsmuster
  •       Recurrence Plots

 

Literatur

  • Haken, H. & Schiepek, G. (2006, [2010]): “Synergetik in der Psychologie – Selbstorganisation verstehen und gestalten”, Hogrefe

 

Bildnachweis

  • Beitragsbild: ©Center for Complex Systems Gmbh & CO KG, mit freundlicher Genehmigung
  • Haken: ©StagiaireMGIMO, CC BY-SA 3.0

 

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