Hobbits, Hooligans und Vulkanier. Was die US-Wahl für Unternehmensdemokratie bedeutet

US-Wahlen und Unternehmensdemokratie

Dies ist ein Beitrag im Rahmen unserer gemeinschaftlichen Blogparade #NewWorkPolicies: Nun wissen wir mehr. Die Auszählung zur US-Wahl ist so gut wie gelaufen, Joe Biden ist der 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Es war nicht nur die teuerste aller bisherigen Wahlschlachten, sondern auch die dreckigste. Eine wahre Groteske. Nachdem die globale Gemeinschaft in den letzten vier Jahren den egomanischen, psychopathischen, rassistischen, sexistischen und kriminellen Bullshitter #Kingdonald ertragen mussten, stellen sich wichtige und berechtigte Fragen: Ist Demokratie in ihrer jetzigen Form in unserer Zeit postfaktisch-digitaler Stämme überhaupt noch funktional? Was bedeutet das für ein Rahmenwerk wie Unternehmensdemokratie?

Immer wieder und wieder wunderten sich bestätigte oder selbsternannte Experten, wie es denn nur sein kann, dass #kingdonald gerade von denen gewählt wird, die die Leittragenden seiner Politik sind, so, wie es diese US-Wahl wieder zeigte. Gerade die Nachwahluntersuchungen (Exit Polls) zeigen, dass sich dieses Phänomen in dieser letzten Wahl sogar noch verstärkt hat. Eine Untersuchung von Edison Research mit bislang 15.000 Befragten zeigte, dass zwar die Anzahl der Trump Wähler unter weißen Männern nicht zunahm, aber scheinbar paradoxerweise die von demographischen Gruppen, die eigentlich unter der Trump-Regierung zu leiden haben:

US-Wahl: Die Nachwahlerhebung spricht Bände

US-Wahl: Emotionen statt Fakten. Wohin Demütigung führen kann.

Dieses Phänomen sollte unbedingt ernst genommen werden, wie diese US-Wahl zeigt. Es scheint also nicht um die tatsächlichen Auswirkungen von #kingdonalds Politik zu gehen, sondern um emotionale Befindlichkeiten. Es ist eine tragische Melange aus Effekten, die sich erstens aus einer allgemeinen, globalen wirtschaftlichen Entwicklung ergeben, wie die zunehmende Auslagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer und den teils dramatischen Einbruch traditioneller Wirtschaftszweige wie der US Stahlindustrie und dem anstehenden Umbau der Energiebranche (nicht umsonst sind Kohle- und Öl-Mitarbeiter*innen eher auf Trumps Seite). Zweitens kommt die insbesondere in den USA zunehmende Chancenungleichheit in der Bildung hinzu. Es dürfte dabei kein Zufall sein, dass Kamela Harris Tochter zweier Akademiker ist. Drittens, als ob das alles nicht schon genug wäre, entsteht immer mehr Arroganz der Bildungselite bis hin zu der unsäglichen Diffamierung tatsächlicher und potentieller #kingdonald Wähler*innen, die ihren Höhepunkt in Hillary Clintons Bemerkung über die “deplorables” fand (wovon bei uns Frau Esken mit ihrem “Covidioten”-Tweet nicht so weit weg ist). Millionen US Amerikaner wurden nicht nur arbeitslos, sondern wurden auch noch als Hinterwäldler gedemütigt, über deren Lebensräume die Bildungselite nur hinüberfliegt (flyover states).

Und so trugen die Wähler*innen der Demokraten ebenso zur Entwicklung der letzten Jahre bei, wie der erste schwarze US Präsident. In seiner bekannt gewordenen Rede beim White House Correspondents Dinner 2011 hatte er die erschlagende Mehrheit der Gäste auf seiner Seite, als er #kingdonald nach Strich und Faden durch den Kakao zog. Klar, die auch durch Trump gesäten Zweifel an der amerikanischen Staatsbürgerschaft Obamas waren ihrerseits unter der Gürtellinie, eine durchschaubare Finte, die damals erahnen ließ, wie sich der erfolgreichste Bullshitter aller Zeiten als Präsident gerieren würde. Hier nochmal zur Erinnerung:

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White House Correspondents Dinner 2011

Allerdings befürchte ich, dass dieser Moment der Demütigung vielleicht der Tropfen war, der das Fass der bisherigen Erfahrungen #kingdonalds zum Überlaufen brachten. Zumindest hat er in diesem Moment nochmals erlebt, wie es sich anfühlt, von der demokratischen (Bildungs)Elite nicht anerkannt und wertgeschätzt und statt dessen feist verlacht zu werden. Und das verbindet ihn auf einer sehr tiefen, emotionalen Ebene mit eben jenen als erbärmlich beschimpften Mitbürger*innen, die diese US-Wahl stark beeinflusst hatten. Martin Beglinger hat das alles in einem lohnenswerten Artikel in der NZZ bestens auf den Punkt gebracht: “Die Fans von Donald Trump verzeihen ihm alles, denn der amerikanische Präsident gibt ihnen das Gefühl, dass man nicht mehr über sie lachen darf.” (Beglinger 2020)  In diesem Beitrag bezieht er sich zentral auf die nötige Kritik der Meritokratie durch Michael Sandel, Professor für Politische Philosophie in Harvard. “Diese toxische Mischung aus Überheblichkeit und Verbitterung hat Trump an die Macht gebracht.” so Sandel. Da ist es dann auch kein Wunder, dass ein Hardcore-Trump-Wähler allen Ernstes im Tagesthemenbericht von gestern sagte: “Durch Trump habe ich zu mir selbst gefunden, auf ihn bin ich stolz.”

Die meritokratischen Leistungsgesellschaft und ihre Essenz des “American Dream” lässt keine Ausreden mehr zu wie in früheren aristokratischen Gesellschaften – und nun kommt aktuell das zweischneidige Schwert von Kamela Harris Erfolg dazu (“Every little girl watch this night, sees, that this is a country of possibilities.” K.Harris). Jetzt bist Du’s selber schuld, wenn Du in nem verdammten versifften Wohnwagen Deinen Lebensabend verbringst. Hättest Du nur härter gearbeitet, mehr verzichtet zugunsten einer besseren Zukunft, die alle erreichen können, wenn sie nur wirklich leisten, dann, ja dann würdest Du auch in nem schicken Suburb wohnen. Sicher, der eine oder die andere wäre wohl in der Lage dazu gewesen. Aber bestimmt nicht alle.

Wenn Menschen gerade in einer Hire-And-Fire Kultur schnell vor die Tür gesetzt werden, nach vielen Jahren mehr oder minder loyaler Arbeit und ihnen dann immer wieder und wieder eingetrichtert wird, dass es doch den American Dream gibt, dann wird irgendwann die Verzweiflung, der Schmerz und die Wut ein untrennbarer Teil der Identität.

Aber wir hier in Europa und insbesondere in Deutschland, dem führenden Staat in Sachen Mitbestimmung, sind da doch ganz anders aufgestellt. Wirklich?

Mangelnde Mitbestimmung bei der großen Transformation

Leider ist das ganz und gar nicht so. Erinnern wir uns an Siemens 2017. Damals entschied der Vorstand, 7000 Arbeitsplätze im Gasturbinenbau abzubauen, davon rund die Hälfte in Deutschland. Die betroffenen Mitarbeiter*innen wurden natürlich nicht in die Entscheidung eingebunden. Sie bekamen nicht die Chance, sagen wir 3 neue Geschäftsmodelle in den nächsten 12 Monaten zu entwickeln, um aus der Krise eine Chance zu machen (vlg. Zeuch 2017). Statt dessen waren sie Verschiebemasse einer zwingend notwendigen Transformation, die der Vorstandsvorsitzende Herr Kaeser selbst wohl eher verschlafen hat (Solarenergieförderung in Deutschland sei so sinnvoll wie Ananasanbau in Deutschland zu subventionieren, haha, gut gelacht.). Und genau so geht es aktuell weiter. Infolge der medialen Pandemie Penetration sind sehr ähnliche Entwicklungen in diesem Jahr kaum kommentiert worden: Airbus löst 15.000 Arbeitsplätze auf, unter anderem auch deutsche Standorte, bei Continental werden zwei Werke geschlossen, betroffen sind rund 30.000 Angestellte, die Deutsche Bahn reduziert möglicherweise 10.000 Stellen, IBM will rund 2300 Arbeitsplätze abbauen und Shell streicht bis Ende 2022 bis zu 9000 Arbeitsplätze. Obwohl es also dieses Jahr um einen viel größeren Stellenabbau geht, gab es nicht den Bruchteil der Proteste und medialen Aufmerksamkeit.

US-Wahl. Schon in der großen Transformation sind Vorzeichen dazu beschriebenIn keinem der Fälle habe ich mitbekommen, dass die betroffenen Mitarbeiter*innen eingeladen wurden, diesen Wandel kreativ mitzugestalten, neue Geschäftsmodelle zu entwerfen, wie es gerade in der Luftfahrtbranche geboten wäre und dergleichen mehr. Natürlich nicht. Dabei ist das nur die Spitze des Eisbergs. Diese “große Transformation”  ist mindestens so tiefgreifend wie eben jene, die Karl Polanyi in seinem genialen Werk “The Great Transformation” analysierte. Sie führt schon jetzt zu einer tiefgreifenden Umgestaltung unserer Gesellschaften, der internationalen Verflechtungen und Interdependenzen, der Funktionalität staatlicher Organe und – wo bislang vorhanden – unserer Demokratie. Das sehen wir nicht nur n den USA, sondern natürlich auch bei uns, wo links-liberale Parteien schon lange kaum noch Arbeiter*innen ansprechen, sondern  Akademiker*innen, während diejenigen ohne weiterführende Bildungsabschlüsse ins populistische Lager abwandern. Wie sollten sie sich auch selbstwirksam fühlen, wenn sie in einer meritokratischen Gesellschaft (“Leistung muss sich wieder lohnen”) einfach vor die Tür gesetzt werden oder sich ganz großzügig im Konzern irgendwo einen neuen Job suchen dürfen. Demokratische Selbstwirksamkeitserwartung kann da wohl kaum entstehen. Wenn sie nicht einmal deutlich überschaubarere soziale Systeme wie ein Unternehmen mitgestalten dürfen, wie soll das dann in einem Staat funktionieren?

Dabei muss es nicht gleich um alles oder nichts gehen, um den eigenen Arbeitsplatz. Es steigert auch keine demokratische Kompetenz, wenn mensch von heute auf morgen in ein Großraumbüro verschoben wird, ohne mitreden zu dürfen; oder wenn aktuell die Belegschaft im Homeoffice bleiben soll, weil das überraschend gut funktioniert hat und dadurch eine Menge Büroflächen eingespart werden können. Ich sage keineswegs, dass jeder Mensch Selbst- und Mitbestimmung am Arbeitsplatz braucht, um als Bürger*in kompetent seinen und ihren Beitrag zu einer gemeinwohlorientierten Demokratie leisten zu können.

Das Problem besteht darin, meistens nicht mitgestalten zu dürfen, wenn mensch es will.

Es ist eine topdown verordnete Entmächtigung im Namen der Logik von Eigentum. Komisch irgendwie, denn als Bürger sollen wir dann plötzlich kompetent mitgestalten, was auch nicht unser Eigentum ist.

US-Wahl & Demokratiebildung. Von Hobbits, Hooligans & Vulkaniern

2018 führten wir unternehmensdemokraten gemeinsam mit den Kultur-Komplizen unter der Marke priomy die erste transsektorale Unkonferenz #NKNA18 in Berlin durch. Neue Formen der Arbeit und Organisation ist nicht nur eine Frage der Wirtschaft befanden wir, sondern auch von Politik und Kunst. Und so hatten wir nicht nur eine Keynote aus dem Bereich Wirtschaft im Programm, sondern auch aus dem Sektor Politik. Der amerikanische Professor Jason Brennan reiste seinerzeit aus Washington an, um einen Vortrag basierend auf seinem Buch “Gegen Demokratie” zu halten. Eine der zentralen Thesen bestand in seiner holzschnittartigen aber doch trefflichen Kategorisierung von Bürger*innen in Hobbits, Hooligans und Vulkanier, die auch in der diesjährigen US-Wahl zu beobachten waren.

Die Hobbits sind irgendwie liebenswert, harmlos, tun niemanden etwas zu Leide. Allerdings interessieren sie sich auch herzlich wenig für Politik, dafür umso mehr, mit ihren Lieben aus Familie und Freundeskreis eine gute Zeit zu verbringen. Sie sind ein guter Teil derjenigen, die einfach nicht wählen gehen. Nicht aus Wahlverdrossenheit, sondern weil sie Anderes im Sinn haben. Und dann gibt’s die Hooligans. Die haben sehr wohl eine politische Meinung, die sie auch vertreten. Und zwar lautstark. Wer anderer Meinung ist, bekommt was auf die Fressleiste. Schönen Gruß von den Proud Boys. Stand back and  stand by. Die Hooligans sind dabei weder in der Lage noch willens, die eigenen Positionen zu überdenken geschweige denn auch mal zu ändern. Schließlich gibt’s noch die Vulkanier. Sie haben die eigenen Emotionen im Griff und wägen ab, gehen in den Dialog und lassen sich vom besseren Argument oder von – mensch mag’s nicht glauben – Fakten überzeugen. Das Problem: Das Gros der Wählerschaft besteht aus Hobbits und Hooligans. Und deshalb kommt Brennan in seinem Buch, das natürlich ein ganz und gar demokratisches Werk ist, zu verschiedenen Vorschlägen, die schon lange vor ihm andere gemacht hatten. Dabei geht es letztlich darum, die Demokratie-Kompetenz zu stärken, um auf diesem Weg unsere Demokratien weiterzuentwickeln. Und sie aus der offensichtlichen Krise herauszuführen.

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Jason Brennans Keynote bei der #NKNA18 in voller Länge

Deshalb müssen wir, wenn wir unsere Demokratien nicht nur an einen lebenserhaltenden Tropf hängen wollen, auch ins Bildungswesen, in die Schulen. Denn dort lernen unsere Kinder vielleicht ein paar mehr oder weniger wichtige historische und politische Fakten (ok, ist gerade heute auch wichtig, aber bestenfalls die Hälfte der Miete). Was sie indes nicht erfahren und erleben: Echte Partizipation. Wie es sich anfühlt, eine Organisation, ein soziales Gebilde, das viel größer ist als sie selbst, gemeinsam mit den Mitschüler*innen, Lehrer*innen und Eltern aktiv mitzugestalten; wie es sich anfühlt, Verantwortung zu übernehmen; Fehler zu machen und daraus zu lernen, ergänzend zum Lernen aus Fehlern, die sich fast nur auf der Ebene der Vermittlung deklarativen Wissens bewegen; wie es sich anfühlt, gemeinsam um die für alle beste Lösung respektvoll zu ringen, dabei toleriert zu werden und andere zu tolerieren. Sie lernen nicht, wo ihre Grenzen der Toleranz liegen, mit wem es ihnen leicht oder schwerfällt, in demokratische Diskurse zu gehen. Auch diese US-Wahl zeigt: Wir brauchen dringend eine kontinuierliche Arbeit an der Demokratie-Kompetenz unserer Kinder. Damit wir in den nächsten Generationen zunehmend weniger Hobbits und Hooligans haben, die durch ihr Desinteresse oder Voreingenommenheit und Intoleranz das Gemeinwohl zerstören, egal von welcher politischen Position aus.

Arbeit als Demokratielabor

Wenn Kinder dann eines Tages organisationale Demokratie erlebt und demokratische Selbstwirksamkeitserwartung erfahren haben, werden sie vermutlich kein allzugroßes Interesse an einer altvorderen topdown Kultur des Arbeitgebers haben. Nicht nur, aber auch deshalb hatte ich in meinem letzten Buch “Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten” das für mich zentrale dritte Kapitel geschrieben: Arbeit als Demokratielabor (habe ich für Euch als Auszug bereitgestellt, einfach auf die Vorschau links klicken!). Jetzt, 5 Jahre später, nach 4 Jahren einer irrwitzigen, vollkommen antidemokratischen US Legislaturperiode, bin ich mehr denn je der Auffassung, dass dieses Kapitel eine wichtige Idee beschreibt. Denn wenn wir laut Statista 2019 durchschnittlich knapp 35 Stunden pro Woche in Deutschland arbeiten, dann ist das ein äußerst relevanter Teil unseres Lebens. Aber nicht nur zeitlich und wirtschaftlich, sondern auch strukturell.

Denn die Zeit beim Arbeitgeber ist die Zeit, die wir im Bindeglied zwischen der individuellen Mikro- und der gesellschaftlichen Makroebene verbringen. Wir arbeiten meistens, wenn wir nicht Solo-Selbstständige sind, auf der Mesoebene. Wir verbringen diese durchschnittlichen 35 Stunden in sozialen Systemen, die zumeist größer sind als unser Single- oder Familienleben. Wir müssen dort komplexere Kommunikations- und Interaktionsstrukturen meistern, um gemeinsam zu guten, zukunftsfähigen und enkelsicheren Ergebnissen zu gelangen. Wir können dort unsere demokratischen Kompetenzen täglich trainieren, verbessern – zum Wohle aller. Natürlich auch, um Unternehmen krisenrobuster zu machen. Da geht viel mehr, als bisher gemeinhin angenommen, wie die flächendeckende blitzartige Umstellung aufs Homeoffice in den letzten Monaten gezeigt hat. Und zwar auch in Organisationen, die nicht seit Jahr und Tag agil aufgestellt sind. Ich durfte das vor kurzem bei einem Kunden mit rund 800 Mitarbeiter*innen erleben.

Demokratische Organisationskulturen sind damit das ideale Lernumfeld für uns alle, um kompetentere Bürger*innen zu werden, ein hervorragender Nährboden für eine tolerante, robuste Gesellschaft, in der wir gemeinsam in die Zukunft gehen und allmählich tiefe Gräben überwinden. Unternehmen sind dabei sehr wohl demokratische Veranstaltungen entgegen dem immer wieder reflexhaft kolportierten Gegenteil. Denn auch unsere Unternehmen haben der Gesellschaft zu dienen und nicht alleine der Bereicherung einzelner. Das ist eine logische Konsequenz, wenn wir uns nur die Folgen einer gegenteiligen Haltung vergegenwärtigen: Denn dann zerstört das Unternehmen seine eigene Umgebung und damit seine eigenen wirtschaftlichen Grundlagen. In meinem Beitrag “Unternehmens- und Wirtschaftsdemokratie” für den Sonderband “Zukunft der Arbeit” der HR Consulting Review Band 12, herausgegeben von Jens Nachtwei und Antonia Sureth, hatte ich schon auf die Bayerische Verfassung verwiesen: „Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesondere der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten. … Die wirtschaftliche Freiheit des einzelnen findet ihre Grenze in der Rücksicht auf den Nächsten und auf die sittlichen Forderungen des Gemeinwohls.“ Bayerische Verfassung, Art. 151, Abs. 1&2

Wenn wir das beherzigen, kommen wir nicht an einer Demokratisierung der Arbeit vorbei. Und genau damit hätten wir eine gute Chance, aus der Misere noch heil rauszukommen, die wir uns selbst eingebrockt haben. Schließlich sind Unternehmen keineswegs unpolitisch. Wären sie es, warum gibt es dann fortwährend unternehmerische Spenden an einzelne Parteien? Das Gegenteil trifft zu, aus einem einfachen Grund:

Unternehmen sind sehr wohl politisch. Denn durch sie wird maßgeblich das Gemeinwohl organisiert und gestaltet.

Die US-Wahl und die Schmerz- und Wutreflexe der Trump-Wähler*innen sollten uns daran erinnern. Wir werden selbst jetzt nach Bidens Sieg noch lange damit beschäftigt sein.

 

Herzliche Grüße

Andreas

 

Literatur

 

Bildnachweis

  • Beitragsbild: ©Bravo Prince, unsplash, lizenzfrei
  • Grafik Nachwahluntersuchung: ©Andreas Zeuch
  • Polanyi: Buchcover, gemeinfrei

 

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