Ich habe vier Jahre Knasterfahrung: Von 1999-2003 war ich honorarbeauftragter Musiktherapeut der Sozialtherapeutischen Strafanstalt Hohen-Asperg, Baden-Württemberg. Diese Einrichtungen sind ganz besondere Gefängnisse. Dort finden sich all jene Gefangenen, die bereit sind, verschiedene therapeutische Angebote zu nutzen, um nach der Entlassung eine bessere Chance zur Reintegration zu haben. Mit anderen Worten: Dort finden sich Gefangene, die bereits ein relativ hohes Maß an Eigenverantwortung für ihre Taten übernehmen. Aber was hat das mit Unternehmensdemokratie zu tun?
Widerstand gegen organisationale Veränderungen ist eines der beliebtesten Themen in Transformationsprozessen. Immer wieder werde ich gefragt, was man denn tun könne, wenn Mitarbeiter keine Lust auf den Wandel haben, wenn sie nicht begeistert dabei sind, passiv blockieren oder gar aktiv gegen den Wandel angehen. Und natürlich kommt auch die Frage auf, wie solche Menschen motiviert werden könnten. Letzteres lässt sich schnell und leicht beantworten. Gar nicht. Ich kann tun was ich will, ob das mein Gegenüber zu was…
Personalauswahl und Recruiting sind für alle Organisationen zentral, die Mitarbeiter:innen suchen und einstellen. Diese Prozesse sind die wichtigsten Regulationsmöglichkeiten für die Entwicklung und Aufrechterhaltung des jeweiligen Fachwissens, der Organisationskultur und informellen Vernetzung in das Marktumfeld. Somit ist dieses Thema gerade für Organisationen mit einer demokratischen Unternehmenskultur, in der zum Teil erhebliche Selbstorganisationskompetenzen gefordert sind, von besonderer Bedeutung.
Degenerationshypothese: Wenn über Unternehmens- und Organisationsdemokratie diskutiert wird, geht es im Allgemeinen um die Frage, ob dies grundsätzlich möglich ist und wie eine Demokratisierung erreicht werden kann. Deutlich weniger im Fokus steht die Frage, wie mehr oder weniger demokratische Unternehmen demokratisch bleiben können. Schließlich ist nicht daovn auszugehen, dass dies ein Selbstläufer ist. Sie können ebenso absterben wie eine Pflanze. Degenerationshypothese: Einleitung Demokratische Unternehmen gelten als Hoffnungsträger einer Wirtschaftsordnung, die nicht nur effizient, sondern auch gerecht und partizipativ…
Führungskräftewahl: Wann ist eine Organisation “demokratisch”? Zwei Antworten sind typisch: Erstens Basisdemokratie, sprich alle kochen mit, sprich: Alle entscheiden was gekocht wird, wieviel davon, wo die Zutaten besorgt werden, gehen einkaufen, fangen gemeinsam an, die Ingredienzien zu putzen und zu schneiden, kochen, pochieren, braten; drapieren anschließend zusammen alles auf den Tellern, die sie den Gästen bringen, die sie zuvor gemeinsam angesprochen haben, um sie in ein Restaurant zu locken, dass sie zuvor kollektiv gepachtet und eingerichtet haben –…
Wer kennt es nicht: Das Mitarbeitergespräch als mindestens jährliches Ritual. Alle Mitarbeitenden sollen zu ihren Vorgesetzten und – im besten Falle – in einem Dialog auf Augenhöhe gemeinsam die erbrachten Leistungen besprechen, zukünftige Ziele und die Weiterbildung erarbeiten. Für die Mitarbeiter:innen ist das zwar ein überschaubarer Aufwand, allerdings führt er in der Breite der Belegschaft meistens zu Frustrationen. Schlimmer noch für die Führungkräfte, denn die führen immer soviele Gespräche wie ihnen Mitarbeiter:innen unterstellt sind. Wirklich Lust haben ebenfalls…
Präludium Ich bin ein Mann. Ich wurde so geboren und zu einem gemacht. Ich bin das Ergebnis unserer Kultur und meines Weges. Am Ende bin ich selbst verantwortlich für mein Mannsein. Viel habe ich Frauen zu verdanken. Viel habe ich falsch gemacht und schäme mich dafür. Viel habe ich versucht richtig zu machen. Und bin doch immer wieder gescheitert. Wir Männer verbrennen die Welt. Wir Männer üben Gewalt und Hass. Wir Männer klammern uns an die Macht. Wir…
Das Thema “Unterscheiden ohne zu trennen” ist nicht nur interessant, sondern wichtig für gelingende Arbeit. Zumal es eine Menge mit Unternehmensdemokratie zu tun hat, mit Partizipation, Mitbestimmung, Selbstorganisation und vor allem: Der Weisheit der Vielen, weniger poetisch: Kollektiver Intelligenz. Denn in der Arbeitswirklichkeit trennen wir fortlaufend und verwischen Gemeinsamkeiten, während wir gleichzeitig verallgemeinern und Unterschiede kaschieren. Beides ist für eine gelingende Arbeit nicht hilfreich.
“Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!” Wer kennt dieses Bonmot nicht? Es wird immer wieder Wladimir Iljitsch Lenin zugesprochen, allerdings lässt sich diese Annahme keineswegs belegen. Die Formulierung, die auch Programm für so manche Unternehmenskultur ist, findet sich weder in schriftlicher Form in seinen Texten, noch ist sie gesichert mündlich überliefert. Bereits eine einfach Kontrolle per Google führt zu mehreren Ergebnissen, denen alle entnehmen können, dass die Zuschreibung höchstvermutlich falsch ist. Somit wäre es nachweislich falsch, der allgemeinen…
Seit der Veröffentlichung von “Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten” im Jahr 2015 hatte ich das Vergnügen, zahlreiche Gespräche, Diskussionen und Streitgespräche zu führen, in denen es immer wieder um den Begriff der Selbstorganisation ging: Was ist der Unterschied zur Unternehmensdemokratie? Die Auseinandersetzung reichte von der berechtigten Frage nach dem Unterschied bis hin zu klaren Statements, dass Selbstorganisation der wesentlich bessere Begriff sei, mithin also auch das mit diesem Begriff verbundene Konzept tauglicher zur Erneuerung der Unternehmensführung…